Bioenergie aus AgrarabfÀllen Moldau: Effiziente Lösungen

Bioenergie aus AgrarabfÀllen Moldau: Chancen und Technologien

Letztes Update: 04. September 2024

Die DBU-Delegationsreise zeigt, wie in der Moldau Bioenergie aus AgrarabfÀllen erzeugt wird. Innovative Technologien machen AbfÀlle zu wertvollen Energiequellen.

DBU-Delegationsreise – Bioenergie-Erzeugung mit AgrarabfĂ€llen

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat eine Delegationsreise in die Republik Moldau organisiert, um die Bioenergie-Erzeugung aus AgrarabfĂ€llen zu fördern. Unter der Leitung von DBU-GeneralsekretĂ€r Alexander Bonde sind Projektpartner aus Niedersachsen, Sachsen und Bayern bis zum 5. September vor Ort. „In drei aktuellen moldauischen DBU-Projekten geht es unter anderem darum, Know-how fĂŒr den Bau von Biogasanlagen zu vermitteln“, erklĂ€rt Bonde. „Das ist ein Beitrag zur Energiewende mit GĂŒlle, Mist und Trester fĂŒr Strom- und WĂ€rmeerzeugung.“

Nachhaltige Energieversorgung im Land verankern

Die Bioenergie-Erzeugung hat in der Republik Moldau einen besonders hohen Stellenwert. „Das kleine landwirtschaftlich geprĂ€gte Land bietet dafĂŒr hervorragendes Potenzial“, so Bonde. „Wir wollen zusammen mit den Menschen mittels unserer Moldau-Projekte auch Wege ebnen, damit sich eine zukunftsfĂ€hige und zugleich nachhaltige Energieversorgung im Land verankern lĂ€sst.“ Eine solche „BĂŒrgerenergie“, die von lokalen und regionalen Stakeholdern aus dem Umwelt- und Klimabereich, aber auch von mittelstĂ€ndischen Betrieben sowie Behörden getragen werde, „hat zugleich das Zeug, dem Land Aussicht auf Energiesicherheit und -unabhĂ€ngigkeit zu verschaffen“.

Ausbau der energetischen Verwertung von agrarischen Reststoffen

Ein wichtiger Bestandteil der Reise sind GesprĂ€che in der Deutschen Botschaft, Briefings zur moldauischen Umwelt- und Landwirtschaftspolitik sowie ein Treffen im Landwirtschaftsministerium der Republik Moldau. Ein Aufenthalt im Landkreis Anenii Noi sowie am dort befindlichen Fluss Nistru ist ebenfalls geplant. DBU-Experte Jörg LefĂšvre erklĂ€rt die Herausforderung in dieser Region: „Die energetische Verwertung von GĂŒlle, Mist, Altspeisefetten oder von Trester, der als gepresste Masse im Obst- und Weinbau nach der Verwertung ĂŒbrigbleibt, kann erheblich ausgebaut werden. Bislang verschmutzen die landwirtschaftlichen Abfallstoffe noch zu sehr Böden und GewĂ€sser.“

Biogasanlagen bieten strategischen Vorteil

Als EnergietrĂ€ger fĂŒr die Biogasanlagen sind explizit agrarische Reststoffe vorgesehen, also keine FeldfrĂŒchte wie Mais. Laut LefĂšvre wollen drei aktuelle Moldau-Projekte der DBU mit Laufzeiten bis Ende dieses und nĂ€chsten Jahres sowie Fördersummen von jeweils 123.000 bis 142.000 Euro Bewegung in den Ausbau von erneuerbaren Energien (EE) und hin zu einer Energiewende in der Republik Moldau bringen. Biogasanlagen bieten LefĂšvre zufolge einen strategischen Vorteil im Vergleich etwa zu Photovoltaik oder Windkraft – obgleich auch diese beiden EE-Varianten in der Republik Moldau eine Rolle spielen. Der DBU-Referent: „Mit einer Biogasanlage kann man dann Energie erzeugen, wenn man sie braucht. Das ist gerade in der Republik Moldau mit seinen langen, oft regnerischen Wintern ein Trumpf, um Strom und WĂ€rme zu produzieren.“

FlexibilitÀt der Reststoffverwertung

Die Verwendung der Reststoffe ist in einer Biogasanlage flexibel zu steuern. WĂ€hrend GĂŒlle lĂ€nger lagern kann, muss Trester, der von September bis November anfĂ€llt, binnen vier Wochen verwertet werden, „sonst verrottet er“, so LefĂšvre. Neben den Wohnungen wĂŒrden von der Bioenergie etwa beheizte Schulen ebenso profitieren wie stĂ€dtische Betriebe, die auf Wasserpumpen und -filter angewiesen seien.

Hoher Modellcharakter der DBU-Projekte in der Republik Moldau

DBU-GeneralsekretĂ€r Bonde betont den „hohen Modellcharakter der DBU-Projekte in Moldau“. Es gehe nicht allein um innovative Technologie fĂŒr den Bau etwa von Biogasanlagen. „Wir wollen auch Wissen vermitteln, wie man den notwendigen organisatorischen Aufbau bewĂ€ltigt, welche Finanzierungsmodelle fĂŒr BĂ€uerinnen und Bauern in Frage kommen und wie man am besten Dienstleister sowie PartnerverbĂ€nde und Behörden fĂŒr eine dezentrale Energieerzeugung ins Boot holt.“ Genau das ist das Ziel eines DBU-geförderten Vorhabens in der 6000-Einwohner-Gemeinde Caz Cosnita nahe der Hauptstadt Chisinau, in dem ein innovatives BĂŒrgerenergiemodell entwickelt wird – „und als Blaupause fĂŒr 150 andere Dörfer Ă€hnlicher GrĂ¶ĂŸe und Beschaffenheit dienen kann“, so Bonde.

Republik Moldau neu im MOE-Fellowship-Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt als eine der grĂ¶ĂŸten Umweltstiftungen Europas mit einem Stiftungskapital von rund 2,5 Milliarden Euro versteht sich zwar in erster Linie als eine nationale Stiftung. Gleichwohl werden in kleinerem Umfang auch internationale Projekte gefördert: zum einen ĂŒber das Fellowship-Programm der mittel- und osteuropĂ€ischen Staaten (MOE), zum andern mittels der Projektförderung. Die Republik Moldau ist im Sommer dieses Jahres in das MOE-Fellowship-Programm der DBU neu aufgenommen worden – wobei mittels der internationalen Projektförderung seitens der DBU bereits seit 2010 diverse Vorhaben in dem Land unterstĂŒtzt worden sind.

Politische und wirtschaftliche Lage

Die sehr landschaftlich geprĂ€gte Republik zwischen RumĂ€nien und der Ukraine ist von der FlĂ€che fast so groß wie Baden-WĂŒrttemberg, hat mit rund 2,6 Millionen Menschen aber lĂ€ngst nicht so viele Einwohnerinnen und Einwohner. Wegen des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland Ukraine ist die politische Lage angespannt. Am 20. Oktober steht nicht nur die PrĂ€sidentenwahl bevor, sondern auch ein Referendum zur Frage, ob der Beitritt zur EuropĂ€ischen Union (EU) als Ziel in der Verfassung verankert werden soll. Denn seit Dezember 2023 ist die Republik Moldau neben der Ukraine und Georgien EU-Beitrittskandidatin. Am 25. Juni dieses Jahres hat die EU mit der Ukraine und der Republik Moldau die Beitrittsverhandlungen offiziell eröffnet. Noch ist die AbhĂ€ngigkeit von Russland enorm: Mehr als 90 Prozent der Erdgaslieferungen stammen von dort. Hinzu kommt eine wirtschaftliche Bredouille: Durch die EU-Sanktionen gegen Russland wegen des Ukrainekriegs ist der Republik Moldau ein Großteil der AbsatzmĂ€rkte weggebrochen. All das sind GrĂŒnde fĂŒr das Land, im Wirtschafts- und Energiesektor mit einer eigenen Energiewende unabhĂ€ngiger zu werden.

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